Auch Kinder sind Expert:innen

Auch Kinder sind Expert:innen
© Claire Fristot und Grit Schuster

Silke Bauer schenkt uns einen Einblick in das Bauhaus_RaumLabor-Projekt, eine Kooperation mit dem Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung, Jugend im Museum e.V. und dem Pestalozzi-Fröbel-Haus

 

Noch bevor wir erfahren, wer Ihr seid und was Ihr macht, möchten wir Euch fragen: Welche Adjektive fallen Euch als erstes ein, wenn Ihr an frühkindliche kulturelle Bildung denkt?

Situativ, sinnlich, aktiv, begeistert, notwendig

Und nun freuen wir uns auf ein paar Worte über Euch selbst:

Seit 2016 bin ich im Pestalozzi-Fröbel-Haus (PFH), einer Berliner Stiftung des öffentlichen Rechts, für kulturelle Bildungsprojekte verantwortlich. Zum Pestalozzi-Fröbel-Haus gehören unter anderem eine Fachschule für Erzieher:innen sowie Praxiseinrichtungen wie Kitas, Ganztagsbetreuungen, Nachbarschafts- und Familienzentren.

Viele der Kooperationen und Projekte, die ich koordiniere und begleite, sind im Bereich frühkindliche Bildung angesiedelt. Manche davon bestehen über 10 Jahre, zum Beispiel mit dem Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung (Bauhaus-RaumLabor) und der Komischen Oper Berlin (Early Excellence-Projekt).

Dass die pädagogischen Fachkräfte in den Projektkonzeptionen eine wichtige Rolle spielen, ist für uns als pädagogischen Träger selbstverständlich. Die Bedürfnisse und die Umfelder der Kinder sollten immer mit einbezogen werden, der altersspezifische Kontext, in denen die Projekte und Formate stattfinden, stimmen.

Mit frühkindlichen kulturellen und ästhetischen Bildungsprojekten lassen sich alle Kinder und Familien erreichen. Früh und vielseitig können persönliche Interessen und Stärken geweckt, entdeckt und gefördert werden. Spartenübergreifende künstlerische Herangehensweisen zeigen sich als besonders gewinnbringend in dieser Hinsicht.

Es gibt viele Aspekte der Motivation und darüber hinaus zudem den Konsens, dass über die tagtägliche pädagogische Arbeit hinaus Verknüpfungen mit anderen kulturellen Institutionen wichtig sind, um die Stadtgesellschaft offener, für jede und jeden zugänglich zu gestalten. Wer könnte sich besser dazu eigenen, solche Prozesse zu begleiten, als Erzieher:innen, die über die Vielfalt, die Lebensumstände, aber auch Hemmschwellen wissen.

Ihr habt uns heute etwas mitgebracht – was ist es denn?

Einen Link mit einem kurzen Einblick in das Bauhaus_RaumLabor-Projekt, eine Kooperation mit dem Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung, Jugend im Museum e.V. und dem Pestalozzi-Fröbel-Haus.
Als Beispiel dafür, dass Kinder auch Expert:innen sind.

Könnt Ihr uns mehr darüber erzählen?

Im Projekt Bauhaus_RaumLabor beschäftigen sich Kinder aus PFH-Einrichtungen mit gestalterischen und naturwissenschaftlichen Fragen: Die museumspädagogische Kooperation des Pestalozzi-Fröbel-Hauses, des Bauhaus-Archivs / Museum für Gestaltung und Jugend im Museum vermittelt seit 2009 in der Projektreihe Bauhaus_RaumLabor Grundlagen der Gestaltung. Gemeinsam werden themenorientierte Workshops entwickelt, mit dem Ziel, Vorschul- und Grundschulkinder mit den Werken und Ideen der Künstler am Bauhaus in einen ersten Kontakt zu bringen. Das Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung bildet mit seiner Architektur und seinen Ausstellungsobjekten den räumlichen und inhaltlichen Ausgangspunkt.

Bauhaus_RaumLabor auf Montage II knüpft im zweiten Jahr erneut am Werkstattthema der Bauhausbewegung an und stellt praktisches, handwerkliches Tun in den Fokus. Es werden Verbindungen geknüpft und gestaltet, Vorstellung und Verwirklichung zusammengebracht und dabei spielerisch Wissen aus allen Richtungen weitergegeben.

In der ersten Projektrunde des Bauhaus_RaumLabor auf Montage I erforschten hundert Vorschulkinder und Schulanfänger:innen Ideen des Bauhauses in verschiedenen Berliner Museen, im Stadtraum und ihrer unmittelbaren Umgebung. Die Kinder montierten, klebten, verbanden, gestalteten, fügten und brachten zusammen- als handwerkliche und zugleich künstlerische Operation.

Diese Filmsequenzen entstanden, weil eine gemeinsame Projektpräsentation aufgrund der Pandemie im Jahr 2020 nicht stattfinden konnte. Wäre es möglich gewesen, hätten sich 100 Kinder bei den „Montagetagen“ gegenseitig gezeigt, was sie ausprobiert, erfunden und gestaltet haben.

Zum Abschluss wollen wir einmal in die Zukunft schauen: Wie müsste eine Welt aussehen, in der unser Netzwerk nicht mehr benötigt wird?

Je mehr Menschen es als Aufgabe begreifen, Kindern eine Welt zu ermöglichen, in denen nicht nur partielle Teilhabe, sondern Mitgestaltung möglich ist, desto förderlicher.

Eine selbstverständliche Zusammenarbeit müsste es geben, in dem man in diesem Sinne gemeinsam denkt und handelt. Ähnlich dem Prinzip einer gut funktionierenden Stadtteilarbeit, bei der Bereiche aus Bildung, Gesundheit, Kultur, Politik, Handel, Handwerk etc. übergreifend zusammenkommen, um Wege zur Weiterentwicklung und Verbesserung zu beschließen.

Diese Art gemeinsamen Denkens und Handelns ausgeweitet auf die Stadt, das Land, die Welt. Um so etwas anzuschieben, bedarf es mehr Menschen mit Praxiswissen an relevanten Positionen, das Hinterfragen von Machtstrukturen und generell das hinten anstellen von persönlichen Interessen.

Hier noch einmal der Link zum Video Bauhaus_RaumLabor-Projekt – bitte klicken.
Für weitere Informationen zum Bauhaus_RaumLabor-Projekt bitte hier klicken.
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