Der Weg zur zertifizierten Kulturkita

Der Weg zur zertifizierten Kulturkita
© pixabay

Das Dortmunder Konzept der „Kulturkitas“

Liebe Barbara, lieber Willi, noch bevor wir erfahren, wer Ihr seid und was Ihr macht, möchten wir Euch fragen: Welche Adjektive fallen Euch als erstes ein, wenn Ihr an frühkindliche kulturelle Bildung denkt?

Fantastisch, philosophisch, schöpferisch, ideenreich, zukunftsorientiert, kreativ, verbindend, selbstbestimmt, ganzheitlich

Und nun freuen wir uns auf ein paar Worte über Euch selbst:

Willi Klein: Fachreferent Familienbildung der Präventionsfachstelle der Stadt Dortmund/Frühkindliche (Vorher lange Leiter eines Familienzentrums und bei der Entwicklung des Kulturkitakonzepts engagiert.)

Meine Motivation, mich für frühkindliche kulturelle Bildung einzusetzen: Kulturelle Bildung kann auch als Brücke in die Familien genutzt werden („den Funken überspringen lassen“): Junge Kinder sind unvoreingenommen und begeisterungsfähig – das prallt auch in den meisten Familien nicht ab! Familien sollten unbedingt aktiv in den Kontext frühkindliche kulturelle Bildung eingebunden werden; so kommen wir zu mehr Chancengerechtigkeit und auch zu einer (inter)kulturellen Annäherung.

Barbara Lindemann: Leitung eines Katholischen Familienzentrum und Zertifizierten Kulturkita in Dortmund. Beteiligt an dem Konzept der Zertifizierte Kulturkita in Dortmund.

Meine Motivation, mich für frühkindliche kulturelle Bildung einzusetzen: Ich möchte die Chance nutzen, die Grundlage für lebenslanges Lernen in dem Bereich der kulturellen Bildung sichtbar zu machen.  Für unsere Zukunft ist es wichtig, die Kompetenz der Kreativität zu fördern, um neue Wege zu gehen – wie zum Beispiel in Bereichen wie Städteplanung, Lebensgestaltung, Wissenschaft 

Ihr habt uns heute etwas mitgebracht – was ist es denn?

Das Konzept und der Zertifizierungsprozess „Kulturkitas“ der Stadt Dortmund.

Könnt Ihr uns mehr darüber erzählen?

Das Kulturbüro der Stadt Dortmund wollte im Rahmen des kommunalen Gesamtkonzeptes zur kulturellen Bildung nach Lebensstufen den Baustein für die Kinder bis zum 6. Lebensjahr entwickeln.

Hierzu gründete das Kulturbüro unter der Leitung der Referentin für Kulturelle Bildung Frau Martina Bracke im Jahr 2017 einen Arbeitskreis. Dieser hatte das Ziel, ein Konzept mit verschiedenen Qualitätsmerkmalen für eine Zertifizierung von Kulturkitas zu entwickeln.

Teilnehmende dieser Arbeitsgruppe waren Vertreter:innen von Kindertageseinrichtungen in unterschiedlicher Trägerschaft, die mit dem konzeptionellen Schwerpunkt „Kulturelle Bildung“ schon langjährige Erfahrungen gemacht hatten. Die weiteren Teilnehmenden waren eine Fachreferentin von FABIDO, dem städtischen Eigenbetrieb für Kindertagesbetreuung, und ein Lehrer in seiner Funktion als Kulturkoordinator am Gisbert-von-Romberg-Berufskolleg.

Dieser Arbeitskreis entwickelte innerhalb von ca. einem Jahr die Qualitätsmerkmale bis hin zu dem Zertifizierungsverfahren. Im Jahr 2019 haben fünf Kindertageseinrichtungen ihre Zertifizierung zur Kulturkita erhalten.

Das Ziel der Zertifizierung ist, die Kindertageseinrichtungen in ihrer Arbeit zum Thema kulturelle Bildung zu stärken, Kooperationen mit Lernorten der kulturellen Bildung zu fördern und verbindliche Strukturen hierzu zu schaffen.

Zu den Qualitätsmerkmalen gehören unter anderem die Orientierungsqualität wie Jahresplanung, eine schriftliche Konzeption „kulturelle Bildung“ und die Mitarbeit der Kita in dem Netzwerk der Kulturkitas.

Zu der Strukturqualität gehört der materielle Bereich, wie das Raum- und Materialangebot – zum Beispiel für die Bereiche Theater oder Atelier.

Im Bereich Weiterbildung und Qualifizierung wird unteranderem durch Fortbildungen für die Erzieher:innen in den verschieden Kunstsparten zur Qualitätsentwicklung beigetragen.

Nach drei Jahren erhalten die Kindertageseinrichtungen dann die Möglichkeit zur Re-Zertifizierung.

Eine Kulturkita zeichnet sich durch gelebte Vernetzungen und Kooperationen mit Kultureinrichtungen, mit Kunstschaffenden und anderen relevanten Akteur:innen aus. Darüber hinaus entwickelt sich das  Konzept „Kulturelle Bildung“ im stetigen Qualitätsdiskurs weiter.

Kultur wird gemeinsam mit den Jüngsten im Alltag gelebt, und die jeweilige Kindertageseinrichtung bekommt dadurch auch eine Strahlkraft nach außen. Das Konzept und der Zertifizierungsprozess „Kulturkitas“ wurde 2019 im Rahmen des kommunalen Gesamtkonzept „Kulturelle Bildung in Dortmund“ veröffentlicht und ist auf der Internetseite der Stadt Dortmund einzusehen.

Zum Abschluss wollen wir einmal in die Zukunft schauen: Wie müsste eine Welt aussehen, in der unser Netzwerk nicht mehr benötigt wird?

Barbara Lindemann: Es wird immer eine Vernetzungsstruktur benötigt, um neue Entwicklungen, Projekte, Impulse sichtbar zu machen – damit eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung in der kulturellen Bildung möglich ist.

Willi Klein: Das wäre eine Welt ohne Menschen; kulturelle Bildung unterliegt wie auch andere Bildungsinhalte Veränderungsprozessen. Kultur und kulturelle Zugänge verändern sich (Beispiel Digitalisierung).

Es wird immer den Diskurs und Austausch brauchen, um für unsere Jüngsten weiterhin optimale Startbedingungen zu schaffen – und dazu wird immer auch die kulturelle Bildung gehören und damit auch ein tragfähiges, dem Wandel gegenüber stehendes Netzwerk von Menschen, die für das Thema „brennen“.

Weitere Informationen zu dem Konzept der „Kulturkitas“ und dem Zertifizierungsprozess finden Sie hier – bitte klicken.