Neugierde und Individualität

Neugierde und Individualität
© LKJ BW

Im Gespräch mit Andrea Liebe und Alina Happ vom Projekt „KinderKunstLabore – Kreativ von Anfang an“ – ein Projekt der Landesvereinigung kulturelle Jugendbildung (LKJ) Baden-Württemberg e.V.

Durch die KinderKunstLabore im Projekt „KiKuLa – Kreativ von Anfang an“ eröffnet die LKJ Baden-Württemberg Kindern im Alter von 3 bis 6 Jahren frühzeitig den Zugang zu kultureller Bildung. Durch kreatives Experimentieren und forschendes Gestalten erleben sie kulturelle Teilhabe und Selbstwirksamkeit, was ihre Persönlichkeitsentwicklung nachhaltig fördert.

Noch bevor wir erfahren, wer ihr seid und was ihr macht, möchte ich euch fragen: Welche Adjektive fallen euch als erstes ein, wenn ihr an frühkindliche kulturelle Bildung denkt?

Alina: neugierig, frei, selbstbestimmt

Andrea: prozessorientiert, zusammen, individuell

Jetzt ein paar Worte zu euch: Was macht ihr? Was ist eure Motivation, euch für frühkindliche kulturelle Bildung einzusetzen? 

Andrea: Wir sind bei der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung (LKJ) Baden-Württemberg für die Umsetzung der „KinderKunstLabore – Kreativ von Anfang an“ zuständig, ein Projekt der frühkindlichen kulturellen Bildung bei dem vor allem der prozessorientierte Ansatz im Vordergrund steht. Die frühkindliche kulturelle Bildung eröffnet vielfältige Räume für individuelles Erleben und Entwicklungen im künstlerischen, persönlichen, sozialen und gesellschaftlichen Bereich – dafür setze ich mich gern ein.

Alina: Kinder sind von Natur aus neugierig und unvoreingenommen. Sie sind die eigentlichen Spezialisten darin, Materialien zu erforschen, zu experimentieren und sich mutig auf eine Reise einzulassen, ohne zu wissen, wohin sie führt. Genau daran knüpft frühkindliche kulturelle Bildung an: Sie schafft einen Raum, in dem Kinder frei gestalten und sich und ihre Umwelt erleben können, ohne Vorgaben oder Bewertungen. Diese Form der künstlerischen Betätigung macht nicht nur Spaß, sondern fördert auch die Fähigkeit, eigene Ideen zu entwickeln und dabei Selbstvertrauen zu erlangen. Ich bin überzeugt, dass davon dann schließlich nicht nur die Kinder profitieren, sondern auch die Erwachsenen, die sie begleiten!

Die KinderKunstLabore gehen gezielt mit kulturellen Angeboten in Kitas. Weshalb reicht es nicht aus, kulturelle Bildung als Angebot außerhalb von pädagogischen Institutionen anzubieten?  

Andrea: Wir möchten gern ALLE Kinder erreichen.

Welche Bedingungen braucht frühkindliche kulturelle Bildung? 

Andrea: Zunächst braucht es motivierte Erwachsene, die sich zutrauen kreative Prozesse anzustoßen und sich gemeinsam mit den Kindern darauf einzulassen. Neben geeigneten Räumen und Materialien ist es sicherlich auch von Vorteil, sich einmal mit den Grundprinzipien der kulturellen Bildung der Bundesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. vertraut gemacht zu haben. Dazu eine Portion Offenheit dem Prozess gegenüber, ein wenig Neugierde, um dran zu bleiben und eine Prise Flexibilität, dafür, wenn es mal anders läuft als man sich vorgestellt hat.

Alina: Erwachsene, die ihre eigenen Erwartungen zurückstellen, die Freiräume eröffnen ohne Bewertung und den Fokus auf ein Endprodukt.

Was ist eure überraschendste Erkenntnis aus dem Arbeitsalltag?

Andrea: Die Grundhaltung und das Bewusstsein der im Projekt beteiligten Erzieher*innen und Künstler*innen über qualitätvolle frühkindliche kulturelle Bildung und wie man sie umsetzt, ist eine wichtige Voraussetzung. Für die Erwachsenen ist der Fokus auf den Prozess ein Element, das die Möglichkeiten für die Kinder auf das vielfältigste erweitert und sich im künstlerisch individuellen Schaffen widerspiegelt.

Welche Idee, Überlegung, Herangehensweise, Aktivität oder welches Spiel habt ihr auch privat aus einem eurer Projekte übernommen oder empfehlt ihr gerne weiter? 

Alina: Ich denke, wir nehmen beide die Herangehensweise mit, dem Prozess zu vertrauen. Eigene Erwartungen zurückzustellen, damit auch ein Stück Kontrolle abzugeben und Flexibilität zu erlauben – das kann sich sehr gut anfühlen!

Zum Abschluss wollen wir einmal in die Zukunft schauen: Wie müsste eine Welt aussehen, in der unser Netzwerk nicht mehr benötigt wird? 

Beide: Grundsätzlich sind Netzwerke immer förderlich, da sie für Austausch und Begegnungen sorgen, in denen Wissenszuwachs stattfinden kann. Und so wünschen wir uns die Welt: Die Kinderrechte werden vollständig umgesetzt, ALLE Kinder haben Mitbestimmungs- und Mitgestaltungsrechte. Sie werden als vollwertige Personen akzeptiert und ernst genommen. Die frühkindliche kulturelle Bildung ist ein fester Bestandteil der Bildungslandschaft.

Alina Happ

Andrea Liebe

Das Interview wurde im Januar 2025 geführt. Wir bedanken uns für das inspirierende Gespräch!

Das Projekt „KinderKunstLabore“ wird in Stuttgart aus Mitteln der Louis Leitz Stiftung, der Vector Stiftung und der LBBW Stiftung gefördert. Die Förderung in Tübingen übernimmt die Morpho Foundation. Weitere Infos gibt es unter: KinderKunstLabor · LKJ

Headerfoto: © LKJ BW