„Christina Langhorst and The Sunshines“
Noch bevor wir erfahren, wer Ihr seid und was ihr macht, möchten wir Euch fragen: Welche Adjektive fallen euch als erstes ein, wenn Ihr an frühkindliche kulturelle Bildung denkt?
Notwendig für die kindliche Entwicklung
Wichtiger Bestandteil der pädagogischen Arbeit
Bunt und vielfältig
Offen gegenüber verschiedenen Kulturen
Und nun freuen wir uns auf ein paar Worte über Euch selbst:
Städtische Kita Huchzermeierstraße, Bielefeld
Christina Langhorst, Erzieherin, Sozialpädagogin/ Sozialmanagerin (BA), Kita-Leitung, Märchenerzählerin, spielt Gitarre/ Akkordeon/ Ukulele, Multiplikatorin für MiKA- Musik im Kita-Alltag, Schwerpunkt Musik und Literatur
Swetlana Scheel, Erzieherin, Gruppenleitung, Sängerin, spielt Gitarre/Keyboard, Schwerpunkt Musik-, Kunst- und Medienpädagogik
Ihr habt uns heute etwas mitgebracht – was ist es denn?
Unser Projekt Sunshine-Band.
Könnt Ihr uns mehr darüber erzählen?
In der Sonnengruppe der Bielefelder Kita wird schon immer viel Musik gemacht: es wird gesungen -im Freispiel, im Stuhlkreis, bei gemeinsamen Aktionen -, mit vielen Instrumenten können die Kinder Klangwelten entstehen lassen und Gruppenleiterin Swetlana Scheel begleitet die musikalischen Aktivitäten der Kinder mit der Gitarre und dem Keyboard. Auch dichtet und komponiert die musikalisch begabte Erzieherin immer wieder Texte und Lieder, passend zu den Kita-Projekten, selber.
In der Corona-Pandemie ist aber alles anders. Plötzlich heißt es von offizieller Seite aus, Singen in der Kita ist aufgrund der Aerosolen-Ausstöße gefährlich. Also bitte nicht singen!
Doch was macht man mit Kindern, die ihre Musikalität weiterhin ausleben möchte und sollten?
Swetlana Scheel hatte die Idee, den Kindern eine Sing-Ecke zur Verfügung zu stellen, in der sie einzeln musikalisch aktiv bleiben können. Diese Idee wurde von den Kindern begeistern aufgenommen und entwickelt sich mittlerweile zum Selbstläufer.
Die Kinder machten den Vorschlag, dass sie gerne ein Mikrofon zum Singen hätten. Also stellte die Erzieherin den Kindern eine Musikanlage mit Verstärker zur Verfügung. Durch die Musikanlage konnten die Kinder sich selbst besser hören und wahrnehmen. Natürlich wurde nach jeder Benutzung alles wieder desinfiziert.
Darauf folgte der Wunsch der Kinder, ihren Gesang durch die passenden Musiken oder Playbacks zu begleiten.
Auch diesem Wunsch wurde entsprochen, indem die Original-Musikstücke im Internet aufgerufen wurden und die Kinder mitsingen konnten.
Immer mehr Kinder nahmen das Angebot an, brachten eigene Lieder-Vorschläge ein, die sie singen wollten. Die Erzieherin staunte über die Lieder-Wunschliste der Kinder, denn sie umfasste nicht nur den Kindern bekannte Lieder aus dem Kita-Alltag wie z.B. „Viele kleine Fische“ oder „Happy Birthday“, sondern Songs aus Musicals wie „Hamilton“, aus Filmen wie „König der Löwen“ oder „Die Eiskönigin“, manchmal sehr schwierige von der Melodik zu singende Lieder z.tl. in englischer Sprache.
Aber die Kinder zeigten beim Singen ihre Lieder große Konzentration, testeten ihren eigenen Stimmumfang, verstärkten ihr Rhythmusgefühl, ihr Gespür für Pausen, konnten die schwierige Texte auswendig. Als weitere Entwicklung war zu beobachten, dass die Kinder sich immer mehr (zu)trauten, sich zunehmend tänzerisch bewegten und selbstsicherer auftraten. Kinder, die sich sonst eher zurückhaltend und schüchtern in der Gruppe verhalten, zeigten nun viel stärkeres Selbstbewusstsein.
Mittlerweile nennen sich die Kinder „The Sunshines“, abgeleitet von der Sonnengruppe.
Eine CD mit den Liedern der Kinder ist in der Produktion und soll dann für alle Kinder vervielfältigt werden.
Aber das Projekt ist mit der Herstellung der CD noch nicht zu Ende.
Die Kinder forderten jetzt nämlich noch eine Bühne ein. Eine Bühne plus dementsprechendem Equipment wie Lautsprechern, Verstärker, Lichter, Kopfhörer. All dies wurde aus kostenlosem Material mit den Kindern gebastelt, geklebt, bemalt.
Der nächsten Anregung der Kinder folgend sind nun die passenden Musik-Instrumente wie E-Gitarre, Keyboard oder Schlagzeug in der Herstellung.
Die Kinder entwickeln wunderbare kreative Ideen (malen z.B. Bilder mit ihrer Traum-Musik) und sind mehr viel Herzblut bei dem Projekt dabei.
Sehr gerne würden die Fachkräfte der Gruppe mit den Kindern nun ein professionelles Tonstudio besuchen, aber da machen ihnen wieder die Corona-Einschränkungen einen Strich durch die Rechnung.
Vielen Dank für diesen Einblick! Habt Ihr vielleicht noch einen Tipp für Erwachsene, die – von Eurem Projekt inspiriert – etwas Ähnliches umsetzen wollen?
Die Kinder selber entscheiden lassen, welche Songs sie singen möchten, welche Musik sie machen möchten. Man muss sich von den Kindern leiten lassen. Wir waren erstaunt, welche (musikalisch anspruchsvolle) Lieder sich die Kinder aussuchten, in welchen Sprachen sie singen wollten usw.
Als Erzieher sich zurücknehmen und die Kinder machen lassen. Als Erzieher überlegen, wie die Vorschläge und Ideen der Kinder umzusetzen sind. Z.B. als die Kinder ein Keyboard bauen wollten – mit den Kindern gemeinsam überlegen, wo finden wir Anschauungsmaterial, wie soll euer Keyboard aussehen, was sind die besonderen Merkmale eines Keyboards, welches Material brauchen wir – also ganz partizipativ mit den Kindern Ideen entwickeln und umsetzen.
Zum Abschluss wollen wir einmal in die Zukunft schauen: Wie müsste eine Welt aussehen, in der unser Netzwerk nicht mehr benötigt wird?
Frühkindliche kulturelle Bildung ist eine Selbstverständlichkeit, ist fest in allen pädagogischen Konzepten verankert und gehört zur täglichen pädagogischen Arbeit wie Spielen, Konstruieren, Kleben, Schneiden usw.
Standard für alle Kitas ist: Das Kita-Personal setzt sich zusammen aus Erziehern und Pädagogen mit verschiedenen Schwerpunkten wie z.B. Musik-, Theater-, Kunst-, Sportpädagogen.Kooperationen mit kulturellen Einrichtungen oder Solo-Partnern aus dem Bereich Kultur sind ebenfalls fest im pädagogischen Konzept der Kitas verankert. Kulturelle Einrichtungen, Workshops und Angebote stehen den Kitas kostenlos zur Verfügung. Frühkindliche Bildung sollte nicht von Stiftungen, Spenden o.ä. abhängig sein, sondern immer und für alle finanziert werden.
Bei Fragen zum Impuls stehen Ihnen Swetlana Scheel/ Christina Langhorst als Ansprechpartnerinnen unter der Telefonnummer 0521/ 51-6622 zur Verfügung.