Rückblick Juni-Tage 2025

Rückblick Juni-Tage 2025
© Johanna Benz, graphicrecording.cool

Rückblick Juni-Tage 2025

Juni-Tage 2025: Begegnungen, Impulse und Praxisräume rund um frühkindliche kulturelle Bildung

Ein vielstimmiges Programm aus künstlerischem Einstieg, kurzen Austauschräumen, Fachimpulsen und praxisnahen Einblicken. Über mehrere Tage hinweg schufen die Juni-Tage 2025 Gelegenheit zum Vernetzen, Nachdenken, Mitgestalten – und zum gemeinsamen Forschen an guter Praxis.

Einige Highlights möchten wir im Folgenden beleuchten:

Begreifen mit den Händen: Kleine Mengen, große Entdeckungen!

Im Workshop mit Kulturpädagogin und Fotografin Sabine Plamper ging es um das Wesentliche kreativer Prozesse in der frühen Kindheit: das freie, selbstwirksame Gestalten. Unter dem Motto „Kleine Mengen, große Entdeckungen“ zeigte Plamper, wie bedeutsam das Spuren-Machen für Kinder ist – als Weg, sich selbst und ihre Umwelt zu begreifen.

Sie hat das Konzept „Atelier in een Koffer“ entwickelt, das Kindern kreative Freiheit und Selbstwirksamkeit ermöglicht, und arbeitet nach dem Prinzip des freien, ungesteuerten Gestaltens. Sabine Plamper legt besonderen Wert darauf, dass das Werden wichtiger ist als das Endprodukt: Kritzeleien, Schmierereien, Unfertiges – all das stärkt das Denken und Fühlen der Kinder. Erwachsene Bewertungen („Wie schön!“) können diesen Prozess sogar stören. Stattdessen plädierte Plamper für mehr Vertrauen ins Machen – auch ins Nicht-Wissen – und für eine Pädagogik, die Kindern Raum gibt, ohne sie zu lenken.

Screenshot: DKJS

Netzwerk FKB x Kulturkita Hessen: Ko-Konstruktives Lernen in der ästhetisch-kulturellen Bildung

Im kollegialen Austauschformat „Wie geht’s, Kulturkita?“ trafen sich zahlreiche Teilnehmende, als Julia Diehl-Wadewitz und Katja Niebuhr beleuchteten, wie gelingende Kooperationen zwischen Kitas und Kulturschaffenden lebendig, nachhaltig – und auf Augenhöhe – gestaltet werden können.

Gemeinsam wurde reflektiert, was echte Zusammenarbeit ausmacht: Vertrauen, Neugier, Struktur, Rollenklärung – und das Bewusstsein, dass Lernen ein offener, gemeinsamer Prozess ist. Praxisbeispiele und Tipps zeigten, wie kreative Räume in der Kita gestaltet und genutzt werden können.

 

Zwischen Tür und Angel – Kunst, Klima, kindliche Fragen

In der halbstündigen Austauschrunde gab Illustratorin und Kunstpädagogin Lena Hällmeyer Einblick in ihre künstlerisch-pädagogische Arbeit an der Schnittstelle von Illustration, kultureller Bildung und Klima-Themen. Offen sprach sie mit Astrid Lembcke-Thiel über den Wunsch, Kindern Raum für schwierige Gefühle wie Angst oder Wut zur Klimakrise zu geben – statt sie mit positivem Framing zu übertönen.

Gemeinsam wurde diskutiert, wie wichtig eine reflektierte Haltung gegenüber Kindern ist: Fragen ernst nehmen, nicht abwiegeln – und künstlerische Prozesse als gemeinsames Suchen nach Antworten verstehen. Zeichnen sei für Lena ein Lebensprozess, der Kindern und Erwachsenen nicht-sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten eröffnet.

Ein inspirierender Impuls für mehr Mut zur Offenheit, Zwischentöne und kleine, gemeinsame Schritte in der Auseinandersetzung mit großen Themen.

Tipp: Comic: Klimaangst und Wandelmut – Die ganze Doku | ARTE

Zeichnung: Johanna Benz, graphicrecording.cool

Materialvorstellung „Antisemitismus – eine Herausforderung für die Kita?“

Robert Zenker (Anne Frank Zentrum) und Dr. Ane Kleine-Engel (ANOHA – Kinderwelt des Jüdischen Museums Berlin) stellten eine neue Handreichung zum Umgang mit Antisemitismus in der Kita vor. Das pädagogische Material richtet sich explizit an Fachkräfte – nicht an Kinder – und will niedrigschwellig, handlungsorientiert und praxisnah unterstützen, Antisemitismus im Kita-Alltag sensibel zu erkennen und zu bearbeiten.

Zentrale Botschaft: Auch wenn keine jüdischen Kinder in der Einrichtung sind, kann Antisemitismus Thema sein – etwa durch stereotype Bilder in Medien, Alltagsäußerungen oder Unsichtbarkeit jüdischer Lebensrealitäten.

Die Handreichung umfasst Reflexionsimpulse, Interventionsstrategien und Anregungen zur Stärkung kindlicher Resilienz. Dabei wird betont: Es geht nicht um vorgefertigte Lösungen, sondern um die Förderung einer sensiblen Haltung und verantwortungsvollen Praxis.

Im Austausch wurde deutlich: Antisemitismus und Rassismus sind keine Randthemen. Vielmehr braucht es bewusste Auseinandersetzung, um Kindern Gerechtigkeit und Teilhabe vorzuleben und Hate Speech vorzubeugen.

Link zur Handreichung: Gegen Antisemitismus | ANOHA – Die Kinderwelt des Jüdischen Museums Berlin

Vorstellung der Handreichung: Termine Detail | ANNE FRANK ZENTRUM e. V.

Zeichnung: Johanna Benz, graphicrecording.cool

Kultur-Tee: Kitas sind Bildungsorte, aber keine Schulen

Beim meistbesuchten Kultur-Tee diskutierten Prof. Peter Cloos (Uni Hildesheim) und Andreas Knoke (DKJS) mit den Teilnehmenden über das Selbstverständnis früher Bildung. Zwischen Fachkräftemangel, Bildungsansprüchen und strukturellem Druck wurde deutlich: Kitas sind Bildungsorte mit eigenem Profil – keine Schulen im Miniaturformat.  Kitas verstehen Bildung als einen aktiven, lebenslangen Prozess, der bereits im frühen Kindesalter beginnt und von den Kindern selbst mitgestaltet wird. Es geht nicht nur um die Vermittlung von Wissen, sondern auch um die ganzheitliche Förderung der Entwicklung des Kindes in sozialen, emotionalen, körperlichen und kognitiven Bereichen. Peter Cloos fasste am Ende zusammen: Kita bereitet aufs Leben vor, also auch auf Schule.

Kulturelle Bildung wurde als unverzichtbarer Teil ganzheitlicher Bildung betont – ohne dabei als Allheilmittel missverstanden zu werden. Vielmehr braucht es gesellschaftliche Zusammenarbeit, stabile Strukturen, Netzwerke, langfristige Finanzierungen und klare politische Verantwortung. Die Übergänge zur Schule sind oft holprig und sollten smoother gestaltet werden.

Fazit: Frühe Bildung muss die Gegenwart der Kinder ernst nehmen – nicht nur ihre Zukunft. Dafür braucht es Mut, Vielfalt und eine starke professionelle Haltung.

Vielfältige Formate – für jede:n etwas dabei!

Auch aus den Netzwerk-AGs kam Input: Die AG Familie und AG Kitapraxis & Kooperationen öffneten ihre Türen, die Lobby-AG diskutierte mit Vertreter:innen der Landesebene aktuelle Herausforderungen in der frühkindlichen Bildungspolitik.  

Ein weiterer Kultur-Tee beschäftige sich mit der Ausbildung pädagogischer Fachkräfte mit den Gästen Alexia Genderka (Berufliche Schulen Berta Jourdan Frankfurt), Bettina Marsden (Fachstelle Kulturelle Bildung, Sozialpädagogischer Verein Frankfurt), Ingo Schwenken (Gisbert-von-Romberg-Berufskolleg Stadt Dortmund) und Kerstin Wiehe (QuerKlang Berlin). 

Die Juni-Tage 2025 haben mit diesen und weiteren Veranstaltungen gezeigt, wie vielfältig, tiefgehend und praxisnah frühkindliche kulturelle Bildung gedacht und gelebt werden kann. In offenen Formaten, künstlerischen Prozessen und fachlichem Austausch wurde deutlich: Gute Bildung beginnt mit Haltung – und mit dem Mut, Kindern auf Augenhöhe zu begegnen. 

Fazit: Räume schaffen, Resonanz ermöglichen!